Wie weit sind die „materiellen Grundlagen“ des Kommunismus … könnten wir den also machen, wenn wir wollten? (3)

5) Von den bisherigen Fällen ist einer zu unterscheiden, den Marx und Lenin noch gar nicht kannten. Der ganze Theorieberg vom jungen und alten Marx zeichnete sich natürlich durch seine Abstraktionsschärfe aus. Der „Meister“ vermochte einen Vorgang, der den Anschein eines einfachen einheitlichen Vorgangs hat, in seine Teilvorgänge zu zerlegen. Marx erkannte auch prinzipiell, dass jeder Vorgang, der theoretisch einen eigenen Charakter trägt, auch praktisch ein (fast) eigenständiger Vorgang sein kann. Zu seiner Zeit gab es aber noch kein „Produkt“, dessen Wesen das verselbständigte Wissen um die Produktion ist. Heute bekommen „Programme“ und „geistiges Eigentum“ einen eigenen Wert, weil sie einen eigenen Gebrauchswert haben. Musik oder Computerprogramme (um nur zwei öffentliche Beispiele zu verwenden) können von durchschnittlichen potentiellen Nutzern selbst geladen und dann für ihre Gebrauchswertzwecke genutzt werden. In der Natur dieser Güter (also dieser Programme) liegt es, KEINE WARE mehr zu sein, da sie für sich genommen nicht mehr mathematisch nachvollziehbar auf den in ihnen vergegenständlichten (!!!) Teil gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit zurückgeführt werden können. Das als Ware auf dem Markt erhältliche „lizenzierte“ Programm in stofflicher Form enthält nur zu einem unwesentlichen Teil eine vergegenständlichte Substanz, sofern man für vom Hersteller „legal“ heruntergeladene Programme bezahlt, auch gar keine mehr. Die Wareneigenschaft wird durch zusätzliche Tricks erst künstlich erschaffen. Aber einfach gesagt: Alle Güter, die ohne, dass es einen (wie auch immer gearteten) „Markt“ als besondere Verbindung zwischen „Produktion“ und „Konsumtion“ gibt bzw. geben müsste, konsumiert werden können (könnten), sind „Produktivkräfte“, die eine vollendete kommunistische Gesellschaftsordnung fordern und möglich machen. (Für den „Produktionsprozess“ besteht bei vielen Programmen ABSOLUT kein Unterschied, ob das „Produkt“ weltweit ein Mensch nutzt oder jeder einzelne Computernutzer es sich zur Nutzung herunterlädt. Der Unterschied ist ALLEIN eine Profitverteilungsfrage. Das Problem ist bei Produktionsprogrammen, dem Know how von Produktionstechnologien zwar komplizierter, aber tendenziell gilt dasselbe: Je mehr „Programme“ zu eigenständigen Wertelementen werden, umso stärker liegt es in der Natur der Sache selbst, nicht privatwirtschaftlich organisiert zu sein … oder anders ausgedrückt: … umso höher ist der alltägliche Schaden für die Menschheit als Ganzes, den jeder weitere Tag „Kapitalismus“ verursacht.
6) Ein betriebswirtschaftlicher Gegenfall ist die Produktion von Destruktivkräften im weitesten Sinne. Also Rüstungsproduktion und indirekt Dazugehörendes. Hier ist die kapitalistische Marktwirtschaft aus rein betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten heraus überlegen. Nur sie ermöglicht es Teilgruppen, aus (potentiellen) Zerstörungen (welcher Art die immer sein mögen) ein positives Ergebnis zu erwirtschaften. Für eine gesellschaftlich sozial organisierte Gemeinschaft vermindert jede produzierte Rakete ihre Produktionspotenzen für Güter, mit denen die Bedürfnisse ihrer Mitglieder befriedigt werden können. Die gebaute Kaserne geht zu Lasten eines zu bauenden Kindergartens. Die Baufirma, die die Kaserne privat baut, kassiert damit mindestens gleich viel Profit, meist aber sichereren, weil der Wehretat am seltensten angegriffen wird. Das heißt nicht, dass sich ein gesellschaftliches Eigentum nicht innerhalb einer vorrangig kapitalistischen Welt kapitalistisch verhalten kann und durch Waffenexporte „Profite“ machen kann. Aber jedes Destruktivmittel legt seinem Wesen nach privatwirtschaftliche Verhältnisse nahe, weil es nur ein unverändertes Gesamtprodukt umverteilt, so wie eigenständige „Programme“ eben Kommunismus erfordern, weil sie nur dort sind, was sie sind, nämlich uneingeschränkt neu verbrauchbar zu sein, ohne dabei verbraucht zu werden.
Alle die vorangegangenen Gedankengänge betrachten Wirtschaftsprinzipien aus dem Gesichtswinkel ihrer wirtschaftlichen Zweckmäßigkeit für die Beteiligten als Gemeinschaft im Verhältnis zum Wirtschaftsgut..
Selbstverständlich ist jedes Profitgeschäft im Interesse dessen, der den Profit einstreicht. Es muss nur gefragt werden, zu wessen Lasten das geht bzw. wann wir es mit „win-win-Geschäften“ zu tun haben.
Ein Vorwurf gegen mein Modell 2 waren die Kraftwerke in der DDR, die sozialistisch hätten sein sollen, aber rückständige Dreckschleudern gewesen seien. Die dabei vorgebrachte DDR-Selbstverteidigung greift aber im Zusammenhang mit den hier entwickelten Gedankengängen ins Leere. Jedes „Teilsystem“ ist Element eines größeren Systems. Als Unternehmen in gesellschaftlichem Eigentum hatten die DDR-Kraftwerke die Potenz (!!!) die menschenfreundlichsten der Erde zu sein. Aber auch die DDR war eine „Marktwirtschaft“. Sie war den Gesetzen der Warenproduktion unterworfen. Die aber setzen Grenzen. Wenn dazu die realen Abhängigkeiten in der Welt kommen, dann muss man die Frage stellen, ob nicht für die Klitsche DDR die Braunkohlenindustrien einfach überlebensnotwendig waren – also schlicht ein Mangelproblem. Ich würde ja auch nicht behaupten, dass der Schönheitschirurg des voll marktwirtschaftlichen Kapitalismus, der zu 90 Prozent Kaufmann und 10 Prozent (wenn überhaupt) als Arzt anzusehen ist, keine besseren chirurgischen Leistungen vollbringen könnte als ein DDR-Arzt. Aber damit wird die Gesundheitsversorgung der Menschen des Landes nicht besser … und war umgekehrt die der DDR der des damaligen anderen Deutschland trotz unterschiedlicher Wirtschaftskraft überlegen.
Heute gibt es noch so viel Hunger und Ungerechtigkeit auf der Welt. Wir müssen also aufdecken, ob dies notwendig ist – und wenn wir herausfinden, dass das längst nicht mehr sein müsste, stellt sich die Frage nach der Ordnung, die das Problem löst und wie …

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